Gleiss, Otto–ZT 18.4.1885

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Otto Gleiss till Zacharias Topelius 18.4.1885

Hamberge bei Lübeck, 18. April 1885.

Hochgeehrter Herr Professor!

1 lemma startErst heute komme ich dazu, Ihnen zu schreiben, und bedaure recht sehr, daß es mir nicht möglich gewesen ist, einen Verleger zu finden, der den Novellencyclus: ”Aus hohem Norden” nach den von Ihnen gestellten Bedingungen angenommen hätte. Ich habe ”die Herzogin von Finnland” an die verschiedensten größeren Verlagsbuchhandlungen, die ich für geeignet hielt, geschickt und immer eine ablehnende Antwort erhalten. Bei einem der bedeutenderen Verleger erkündigte ich mich dann, was wohl der Grund der Ablehnung sein möge, und antwortete mir derselbe, da jeder ja eine Uebersetzung veranstalten könnte, seien Ihre Bedingungen schwerlich zu erfüllen, namentlich – was mir auch von andern bestätigt wurde – der Punkt, daß von vornherein eine Gesammtausgabe die lemma startconditio sine qua nonspråk: latinkommentar sei. Da Sie nun aber sehr bestimmt geschrieben hatten,|| daß Sie nur unter Erfüllung dieser Bedingung die Uebersetzung als eine autorisierte anerkennen würden, und ich doch schon recht weit mit meiner Arbeit gekommen war, so bin ich – allerdings und mit Widerstreben, da ich herzlich gerne Ihren Wünschen entgegen gekommen wäre – zu meinem ersten Plan einer Auswahl zurückgekehrt und diese hat mein früherer Verleger, Herr Bertelsmann, übernommen. Ich habe ihm meine Uebersetzung käuflich zu freiem Eigenthum überlaßen und die Höhe der Auflage ihm überlaßen. Der Verleger wird Ihnen nach Druck jedes Bandes einige Frei-Exemplare senden, und hoffen wir, daß Ihnen auch unter diesen Umständen die deutsche Ausgabe einige Freude machen wird.kommentar

2 Hoffentlich ist mein letzter Brief mit der doppelten Bitte an Sie nicht verloren gegangen.|| Ich bat Sie nur, mir zu sagen, ob die Original-Ausgabe finnisch oder schwedisch sei und mir einige Verleger zu nennen, die sich schon an Sie gewandt, um das Werk zu übernehmen. Unter diesen Umständen hätte das Ziel ja wohl erreicht werden können, aber da ich keine Antwort erhielt, fürchtete ich, Sie hätten mir diese Bitte übel genommen oder wollten Ihre Hand lieber nicht dazu binden.

3 lemma startWegen der ersten Frage wandte ich mich dann an meine Kopenhagener Buchhandlung, die mir schrieb, daß die Original. Ausgabe schwedisch sei, und da es mir einerlei ist, ob ich aus dem Schwedischen oder Dänischen übersetze, habe ich mir die schwed. Original. Ausgabe kommen laßen und übersetze nach derselben, auch schon um auf dem Titelblatt sagen zu können: ”Aus dem Schwedischen”, da es ja doch für die deutschen Leser ein|| berechtigter Wunsch ist, zu erfahren, aus welcher Sprache die Arbeit kommt.kommentar

4 So werden 3 Bände gedruckt. lemma start1. Band: Herzogin von Finnland. Jugendträume. 2. Band: Des Königs Handschuh. Das goldene Gespenst. 3. Band: Vernas Rosen. Die grüne Kammer auf Linnais.kommentar Der 1. Band erscheint in einigen Monaten, 2. im Herbst, und 3. im Frühling 1886.

5 Gestatten Sie mir noch eine Bemerkung. Ich habe in der Uebersetzung des Liebesliedes Gustav Adolphs die Namen Christina F. angebracht und dachte, es wäre dem deutscsvårläst p.g.a. strykning dän: Uebersetzer nur nicht gelungen, dieselben so wiederzugeben, wie das Original sie forderte, doch nun sehe ich, daß auch das letztere sie nicht hat. lemma startZwar sind es ja nur einzelne Verse, aber auch in diesen sind die betreffenden Anfangsbuchstaben nicht fett gedruckt. Schwierigkeiten bereitete nur der 1. Vers, da wir ja im Deutschen außer Eigennamen nur Wörter die von ”Christ” abgeleitet sind, mit dem Anfangsbuchstaben ”C” haben. Man hätte nun ja ”Christina” zu Anfang setzen können, also: Christina, stets hab’ ich gedacht u. s. w., aber dann wäre das Geheim||niß der Liebe, das doch verhüllt und enthüllt werden sollte, gleich entschleiert. Ich habe nun den Namen: Cäleste, himmlische, genommen, aber etwas künstlich ist es. Anfänglich hatte ich: ”Christwillig hab’ ich stets gedacht”, aber auch dies ist ja etwas künstlich und hart.kommentar Meine Hoffnung, daß die schwedische Ausgabe mir wegensvårtytt des C. einen Fingerzeig gegeben hätte, hat sich leider nicht erfüllt. Darf ich Ihnen das ganze Lied in der deutschen Ausgabe aufschreiben?

6Cäleste, stets hab’ ich gedacht

Dein hartes Herz zu finden

Mit Treue, die mir angefacht

Gott in des Herzens Gründen.

Warum, warum

Hast meinen Dienst du ganz verschmäht,

Daß nun mein Weg so einsam geht?

7Reich bist du ja an Tugendzier,

Geschmückt mit schönen Gaben,

Die schon so vielen, gleich wie mir

Den Sinn bethöret haben.

Nur Eins ist schwer:

||

Ich gehe hin ohn’ Ruh und Rast,

Das ist, was du verschuldet hast!

8STänd mir ein harter Stein im Weg,

Er wäre zu erweichen,

Das Eisen sprengt ihn wohl hinweg,

Dem Wasser müßt’ er weichen –

Ich hab’ nur dich

Ich hab’ nicht andere Maid im Sinn,

Das muß dein Herz doch zu mir ziehn!

9Nie laß ich meine Einsamkeit,

Um still mein Leid zu klagen,

Und andrer Jungfrau’n Lieb’ und Freud’

Mir gänzlich zu versagen;

Was frommt es Dir,

Entbehr ich so mein Leben lang

Jedwede Lust durch Deinen Zwang?

10Für wahr, der Vogel auf dem Baum,

Der wilden Thiere Schaaren,

||

Sähe sie mein Leid, sie würden kaum

Die heißen Thränen sparen,

Das Echo auch

Es ruft am Quell so manches Mal

Das Lied von meiner Lieb’ und Qual!

11 Würden Sie doch noch die Güte haben, mir ev: wegen des ersten Verses einen Vorschlag zu machen, resp. zu sagen, was Sie richtigen halten: Cäleste oder Christwillig?

12 Und nun schließe ich mit dem wiederholten Wunsch, daß die deutsche Ausgabe, wenn sie erscheint, Ihnen doch einige Freude machen werde und zeiche mit hochachtungsvollem Gruß

Ihr
Ihnen dankbar ergebener

O. Gleiß, Pastor.

13 Erst h eben denke ich daran, daß Ihnen die lateinische Lettern im Briefe lieber gewesen wären, und bitte freundlich um Verzeihung, wenn ich Ihnen durch die deutschen Lettern einige Mühe verursache.

14 drslb.derselbe

 

 

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    Punktkommentarer

    stycke – textställe – kommentar

    1 Erst heute komme ich dazu, [...] einige Freude machen wird. Gleiss meddelar att han inte lyckats hitta en förläggare som går med på Topelius krav att utge samtliga noveller i Vinterqvällar. Han säljer därför, som han ursprungligen planerat, översättningen till C. Bertelsmann.

    1 conditio sine qua non (lat.) oundgängligt villkor.

    3 Wegen der ersten Frage [...] Sprache die Arbeit kommt. Gleiss har av en bokhandlare i Köpenhamn fått besked om att Topelius noveller är skrivna på svenska. Därför har han skaffat den svenska upplagan av Vinterqvällar och översätter nu den istället för att använda den danska översättningen.

    4 1. Band: Herzogin von Finnland. [...] grüne Kammer auf Linnais. d.v.s. »Hertiginnan af Finland», »Ungdomsdrömmar», »Konungens handske», »Det gyllene spöket», »Vernas rosor» och »Gröna kammaren i Linnais gård» ur Vinterqvällar I och II (1880, 1881).

    5 Zwar sind es ja nur einzelne Vers [...] etwas künstlich und hart. Gleiss rådfrågar Topelius angående ett lämpligt inledningsord till kärleksdikten i »Ungdomsdrömmar»; dikten bildar här ett slags akrostikon.

    Manuskriptbeskrivning

    • Brevsignum: 3350
    • Avsändare: Gleiss, Otto
    • Mottagare: Topelius, Zacharias
    • Arkiv: Nationalbiblioteket, Helsingfors
    • Samling, signum: Topeliussamlingen 244.21
    • Form: brev
    • Status: original
    • Format: 22,2 x 14,2 cm
    • Lägg: 2
    • Sidor brevtext: 8
    • Färg: gulaktigt
    • Kvalitet: tunt brevpapper
    • Mönster: vattenlinjer, vattrat
    • Tillstånd: välbevarat
    • Övrigt: kartonglist

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